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Die Sage über Tellerhäuser

Um das Jahr 1570 lebte zu Oberwiesenthal ein armer, fleißiger Bergmann mit dem Namen Teller. Er hatte Arbeit in einer Grube, die einem reichen Geizhals gehörte.

Als die Ausbeute der Grube zurückging, gab der Besitzer die Grube auf, schickte den armen Bergmann fort und weigerte sich auch, ihm den rückständigen Lohn zu zahlen. Der Bergmann hatte eine kranke Frau und drei Kinder zu Hause. Da er kein Brot für sie hatte, musste er sein letztes Hab und Gut versetzen.  

So kam der Ostermorgen heran, und der Bergmann ging zur Kirche. Als er eintrat, war ihm, als sähe er eine Stufe glänzenden Silbers an der Kanzel stehen. Er verließ eilig die Kirche und machte sich auf den Heimweg.

Unterwegs begegnete ihm ein Unbekannter, dem er seine Not klagte. Da schenkte ihm der Unbekannte drei große Geldstücke. Teller konnte nun das Notwendigste für seine Familie kaufen.

Er selbst aber hatte keine Ruhe, denn immerzu sah er die Stufe glänzenden Silbers vor sich. Daher kaufte er von dem noch übrig gebliebenen Geld von dem Bergmeister die Erlaubnis, in der aufgegebenen Grube weiter abbauen zu können.  

Den ganzen Tag arbeitete der Bergmann mit seinem Gezäh, die Nacht brach herein und Teller war nicht auf Silber gestoßen. Am anderen Tage setzte Teller seine Arbeit in der alten Grube fort.

Zum Mittag schickte er sich an, sein letztes Stück Brot zu verzehren. Da kam aus einem Loch im Gestein ein kleines Mäuschen herausgekrochen und aß ohne Scheu die Brosamen auf. Als das Mäuschen dann aber anfing, auch das Grubenlicht zu beknabbern, warf der Bergmann sein Fäustel.

Die Maus entwischte, aber der Fäustel sprengte ein Stück Gestein los, hinter dem ein reicher Gang Silber lag.

So wurde in wenigen Tagen aus einem armen Häuer ein reicher Silbergrubenbesitzer. Seinen Kindern erbaute er von dem gewonnenen Reichtum drei kleine Höfe zwischen Oberwiesenthal und Rittersgrün, die noch heute die Tellerhäuser genannt werden.

Die Maus aber erhielt bis an ihr Lebensende täglich ein Stück Käse.

Um 1609 ist das Tellerhaus auf einer erzgebirgischen Karte (von Oeder) verzeichnet. Im Jahre 1647, also kurz vor der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, wurde das "Berghäusel des Andreas Teller", über einem Stollen gelegen, von der Soldateska (gewalttätig und rücksichtslos vorgehende Soldaten) ausgeplündert.

© Peter Riedel